Magdalena kam als völlig gesundes Kind auf die Welt: Einige Wochen zu früh, 3600 Gramm schwer, 52 cm groß. Ein fröhliches und knuffiges Baby. Die Kleine wurde lange gestillt, mit dem Abstillen und dem Zufüttern kamen die ersten Auffälligkeiten: Magdalena war nach dem Essen schnell müde, sie wurde quengelig, sie weinte viel. Innerhalb weniger Wochen war die ansteckende Fröhlichkeit unseres Kindes nahezu verschwunden. Wir machten uns große Sorgen.
In kurzer Zeit kamen weitere Symptome hinzu: Sie wuchs nicht mehr, nahm ab, der Bauch wölbte sich, die Haare hörten auf zu wachsen. Natürlich suchten wir gleich einen Arzt auf. Die erste Frage war: „Hat das Kind Durchfall oder Blähungen?“, was wir wahrheitsgemäß verneinten. Dann müssten es die Zähne sein, so der Arzt, denn eine Unverträglichkeit könne man ausschließen. Gleiches beim zweiten und beim dritten Arzt. Bis heute ist Magdalena ein völlig darmunauffälliges Kind – Durchfall und Blähungen sind keineswegs die einzigen Anzeichen für Zöliakie, wie wir heute wissen. Die Wochen vom Abstillen bis zur Diagnose waren ein Horror. Für das Kind, aber natürlich auch für uns Eltern und für die gesamte Familie. Was war nur los mit dem süßen, kleinen Mädchen?
Zur "psychologischen Beruhigung der Eltern", so wörtlich, veranlasste der vierte von uns aufgesuchte Kinderarzt eine Untersuchung auf Entzündungsparameter im Darm. Ihr Zustand hatte sich in der Zwischenzeit weiter verschlechtert: Der Po war faltig geworden, der Gesamtzustand war der eines unternährten afrikanischen Kindes. Wir erkannten unsere süße, kleine Tochter nicht mehr wieder. Nach drei Tagen des Wartens war das Ergebnis der Untersuchung endlich da, es war an einem Freitag: Darm massiv entzündet, Verdacht auf Zöliakie. Der Arzt handelte nun schnell, er kümmerte sich sofort um einen Biopsietermin in der Berliner Charitè, denn nur eine Biopsie kann eine definitive Klarheit bringen. Diese fand bereits am folgenden Dienstag statt. Der Oberarzt war zum Glück ein Experte in Sachen Zöliakie. Er empfing uns, stellte sich vor, sah sich Magdalena eine halbe Minute an und sagte dann: "Die Biopsie können wir uns eigentlich sparen, Ihr Kind hat Zöliakie." Wir waren sprachlos. Was hatte er gesehen, was seine Kollegen in den vergangen Wochen nicht gesehen hatten? "Ganz einfach", sagte er, "der Gesamtzustand des Kindes, sei ist zu klein für ihr Alter, der gestoppte Haarwuchs, der Tabaksbeutelpo (so übrigens der Fachausdruck), der Zahnschmelz. Aber wir müssen die Biopsie machen, denn nur mit ihr haben wir absolute Gewissheit."

Nach der Biopsie musste Magdalena noch bis zum Abend in der Klinik bleiben, sie bekam dort ihr letztes glutenhaltiges Mittagessen, denn das Krankenhaus konnte auf die Schnelle kein glutenfreies Essen auftreiben. Zumindest war es das letzte bewusste glutenhaltige Mittagessen, über Diätfehler berichten wir noch. Die Diagnose Zölikie war zunächst ein Schock für uns: Wie damit fertig werden? Wie soll das gehen, sich sein Leben lang ohne Weizennudeln und Weizenbrot zu ernähren? Wie wird sich die Gesundheit unserer Tochter entwickeln?
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Ihre Tochter hat Zöliakie.
Erfahrungen.
Teil 1.
Die Untersuchung bestätigte den Verdacht: Zöliakie.
Und damit auf einen vermutlich lebenslangen Verzicht auf:
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Weizen und sämtliche Weizenarten (wie Dinkel, Einkorn, Emmer, Grünkern, Hartweizen, Khorasan-Weizen/KAMUT®, Urkorn)
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Gerste
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Hafer
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Roggen
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Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen)
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Auch sämtliche Produkte aus diesen Getreidesorten (Mehle, Stärkemehle, Flocken, Graupen, Grieß, Grütze, Keime, Paniermehl, Schrot sowie Bulgur und Couscous)