
Was genau ist eigentlich Gluten?
Viele unserer Nahrungsmittel sind zunächst glutenfrei: Fisch und Fleisch, Milch, Gemüse, Obst, Eier. Beruhigend zu wissen. Erst wenn sie verarbeitet werden können sie zu glutenhaltigen Produkten werden. Übrigens: „Gluten“ bedeutet übersetzt „Kleber“, „Kleister“ oder „Leim“. Das Wort kommt aus dem Lateinischen. Da es immer wieder falsch ausgesprochen wird (wie
"Gluut'n"), richtig gesprochen wird es GLU-TEN, das E wird lange gesprochen.
Gluten ist also ein Klebereiweiß, die Unterfraktion lautet Gliadin. Gluten/Gliadin kommt in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer vor, sowie in den alten Weizensorten Einkorn, Emmer und Kamut® (Khorasan-Weizen) vor. Gluten entsteht, wenn das Getreide zur Produktion mit Wasser in Berührung kommt. Früher soll Weizenkleber sogar beim Häuserbau eingesetzt worden sein.
Was genau ist eigentlich Zöliakie?
Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, bzw. der Unterfraktion Gliadin beruht. Gluten/Gliadin kommt in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer vor, sowie in den alten Weizensorten Einkorn, Emmer und Kamut® (Khorasan-Weizen).
Beim Gesunden wird die aufgenommene Nahrung im Dünndarm in ihre Bestandteile zerlegt und gelangt über die Schleimhaut in den Körper. Um eine möglichst große Oberfläche zur Nährstoffaufnahme zu erhalten, ist der Darm mit vielen Falten, den sogenannten Zotten, ausgekleidet.
Bei Zöliakie-Betroffenen führt die Zufuhr von Gluten zu einer Entzündung in der Darmschleimhaut. Dies hat zur Folge, dass die Zotten sich zurückbilden. Da sich die Oberfläche des Dünndarms verringert, können nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden. So entstehen im Laufe der Erkrankung Nährstoffdefizite, die eine Reihe der Beschwerden auslösen können. Manche der Krankheitszeichen entstehen aber vermutlich auch durch entzündliche Prozesse unabhängig von Nährstoffdefiziten. Da die Zöliakie sich nicht nur auf den Darm beschränkt, wird sie auch eher als Erkrankung des gesamten Körpers, also als eine Systemerkrankung angesehen.
Bis vor einigen Jahren ging man davon aus, dass im Durchschnitt etwa einer von 1.000 bis 2000 Menschen in Deutschland von Zöliakie betroffen ist. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass die Häufigkeit tatsächlich etwa bei 1:100 liegt. Nur bei 10 bis 20 % der Betroffenen liegt das Vollbild der Zöliakie vor. 80 bis 90 % haben untypische oder keine Symptome und wissen daher oft nichts von ihrer Erkrankung. Grundsätzlich ist ein Ausbruch der Erkrankung in jedem Lebensalter möglich. Man beobachtet allerdings zwei Häufigkeitsgipfel: Der erste liegt zwischen dem 1. und dem 8. Lebensjahr, der zweite zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr.
Quelle: Deutsche Zöliakie-Gesellschaft, www.dzg-online.de

Die verschiedenen Formen:
Zöliakie
Autoimmunerkrankung,
glutenfreie Ernährung muss auf Dauer erfolgen, bis zum Auftreten von klaren Symptomen vergehen Wochen bis Jahre. Lebenslanger Verzicht (Stand heute) auf glutenhaltige Lebensmittel.
Weizenallergie
häufig Sofortreaktion, Stunden bis zwei Tage,
IgE-Bildung (typisch für Allergie), ein zeitweiliger Verzicht auf weizenhaltige Nahrungsmittel kann reichen, glutenhaltiges Getreiden kann mit Ausnahme Weizen gegessen werden.
Weizen-/Gluten-
Sensitivität
Bislang unklare immunologische Reaktion, Zeitraum Auftreten Symptome: Stunden bis Tage, glutenfreie Ernährung kann zeitlich beschränkt werden, Zeitrahmen von ein bis zwei Jahren sollte nicht unterschritten werden
Ernährungsprotokoll
Leuchtturm Apotheke

Woran merkst Du, dass Dir Gluten
nicht gut tut?
Anzeichen bei Babys und Kleinkindern
Wenige Wochen bis Monate nach dem ersten Glutenkontakt können die Symptome einer Zöliakie auftreten:
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Blähungen und/oder Durchfälle
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übelriechender und glänzender Stuhl
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Appetitlosigkeit
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Erbrechen
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Gewichtsverlust
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Gedeihstörungen (Körper, Haare, Zähne)
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häufig geblähter Bauch
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Schlechte Laune, Verhaltensveränderungen, weinerliche Stimmung
Anzeichen bei Erwachsenen
Bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verläuft die Zölikie häufig anders:
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Wachstumsstörungen bei Jugendlichen
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unregelmäßiger Stuhlgang
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Bauchschmerzen
Aber auch daran denken bei:
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Eisenmangel
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Depressionen
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Kalziummangel
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Unfruchtbarkeit
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häufige Fehlgeburten
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Gliederschmerzen
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Reizdarm??
Bitte beachte: nur ca. 10% der Betroffenen weisen die "typischen Beschwerden" wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen auf.
Wie kannst Du Dich testen lassen?
Bei Verdacht auf Zöliakie sollen zunächst Blutuntersuchungen auf bestimmte Antikörper durchgeführt werden:
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Antikörper gegen Gewebstransglutaminase (tTG-IgG und tTG-IgA)
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Endomysium Antikörper (Em-IgG und Em-IgA)
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Zugleich muss über die Bestimmung des Gesamt-IgA-Wertes ein IgA-Mangel ausgeschlossen werden
Bei positiven Antikörpernachweis muss die Diagnose durch eine Biopsie gesichert werden. Dabei werden Gewebeproben aus dem Dünndarm entnommen und auf eventuelle Veränderungen der Dünndarmzotten untersucht. Unter bestimmten Voraussetzungen ist bei Kindern keine Biopsie mehr nötig. Mehr dazu findest Du in den neuen Leitlinien: Download Leitlinien 2014. Oder hier bei der DZG: Zusammenfassung Diagnose
Wichtig: Sogenannte Selbst- und Stuhltests sind für die Zöliakie-Diagnose nicht geeignet!
Verwandte des ersten Grades sollten sich ebenfalls testen lassen. 10 bis 15 Prozent der Eltern, Geschwister oder Kinder haben ebenfalls Zöliakie, allerdings mit stummen oder weniger auffälligen Verläufen. Häufig findet man bei Verwandten von Zöliakie-Patienten stumme oder wenig symptomatische Verläufe. Mehr dazu
Wo gibt es Hilfe?

Wir empfehlen Dir eine Mitgliedschaft in der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft. Dort erfährst Du auch, welcher Arzt sich gut damit auskennt, es gibt Regionaltreffen, eine sehr informative Mitgliederzeitung, Veranstaltungen – und natürlich die hilfreichen dicken Bücher mit glutenfreien Lebensmitteln, Süßigkeiten, Arzneimitteln usw. Diese sind im Mitgliederbereich auch online abrufbar.

Gibt es eigentlich einen Zuschuss, wenn man sich glutenfrei ernähren muss?
In Deutschland nicht. In Italien gibt es für Erwachsene einen Zuschuss in Höhe von 140 EUR pro Monat, für Kinder ab 45 Jahre gestaffelt nach Alter. Bei uns können Hartz-IV-Empfänger einen monatlichen Zuschuss in Höhe von ca. 70 Euro beantragen. Um Kosten bei der Einkommenssteuer geltend zu machen, muss ein Grad der Behinderung von 30 Prozent vorliegen. Zöliakie wird mit einem Behinderungsgrad in Höhe von 20 Prozent bewertet. Aber wer ist schon behindert, weil er sich gesund ohne Gluten ernährt?